Reflexionstage 2023 - Gruppenarbeiten on Tour
JAN HENKEL Als Schülerin oder Schüler neu ins Berufliche Gymnasium (BG) zu kommen, hat schon was von Abenteuer: neue Schule, neue Mitschülerinnen und -schüler, neue Fächer mit fremden Lehrern und das alles verteilt auf ein riesengroßes neues Gebäude. Und dazu recht schnell die Erkenntnis, dass die Vorbereitungen durch die abgebenden Schulen doch sehr unterschiedlich waren - und die Abschlussprüfungen zum Abitur gar nicht so weit weg sind. Entsprechend wichtig ist es, schnell im Unterricht anzukommen. Und dazu gibt es am BG in der Jahrgangsstufe 11 im ersten Halbjahr die Reflexionsfahrten.
Dieses Mal fanden sie neben Wolfshausen auch in Darmstadt und Ober-Seemen in der Wetterau statt. Das klingt zugegebenermaßen zunächst mal nicht gerade prickelnd, stellte sich aber im Endeffekt als genau die richtige Wahl heraus:
Die Jugendherberge Darmstadt mit Blick auf den Woog ist tatsächlich eine Reise wert, zumal wenn gerade die Erstsemester bei sommerlichen Temperaturen die Stadt erobern. Als krasses Kontrastprogramm dazu punktet Ober-Seemen mit Natur pur in völliger Abgeschiedenheit, was nicht nur die Waschbären vor Ort begeisterte. „Wunderschön“, „klasse“ und „gerne wieder“ war entsprechend die Rückmeldung der Tutorinnen und Tutoren – und das nach einer Klassenfahrt mit Elft-Klässlern wohlgemerkt. Ja, und dass Wolfshausen irgendwo im Marburger Wald immer eine gute Wahl ist, das wussten wir ja schon von den vielen Reflexionsfahrten der letzten Jahre.
Mit erlebnispädagogischen und teambildenden Übungen hatten die Schülerinnen und Schüler an diesen Orten Gelegenheit, Vertrauen in sich selbst und in die Gruppe aufzubauen und eigene Stärken auszuloten. Um dabei auch konkret auf die Anforderungen der Oberstufe vorzubereiten, lag ein Schwerpunkt auf pädagogischen Workshops, abgehalten von externen Pädagogen der CVJM Hochschule in Kassel, des Odenwald-Instituts, dem bsj aus Marburg und teamfinder aus Melsungen, in denen der Umgang mit Andersartigkeit und das Entdecken von Ressourcen ebenso wie das Einüben von Kommunikationstechniken und die Arbeit im Team auf dem Plan standen. Dinge also, die zu einer erfolgreichen Schullaufbahn gehören, aber eingeübt in freundschaftlicher Atmosphäre und ganz ohne Notendruck abseits der Klassenräume.
Das Konzept erscheint einleuchtend: Wer sich auf dem Baumwipfelpfad oder beim Lösen kniffeliger Aufgaben schon mal beweisen oder den Rückhalt durch sein Team erfahren durfte, geht vermutlich auch zuversichtlicher und gestärkter durch den Schulalltag. Oder wie es ein Schüler kurz zusammenfasste: „Ich wusste ja bisher nicht mal, was Ressourcen sind. Und jetzt habe ich zumindest das gute Gefühl, dass da was in mir steckt, auf das ich aufbauen kann – man gucken, ob´s wirkt.“
Die Zusammenarbeit mit den externen Pädagogen verlief dabei in den meisten Gruppen richtig gut, in einige wiederum durchaus ausbaufähig. Eine hohe Pädagogendichte führt halt auch schon mal zu Spannungen. Hier ist es für die Zukunft sicherlich förderlich, die einzelnen pädagogischen Konzepte noch stärker auf die Erfordernisse unserer Schülergruppe anzupassen und zu vereinheitlichen. Grundsätzlich erlebten wir jedoch die Arbeit mit den Externen als echte Bereicherung. Es macht durchaus einen Unterschied für die Gruppe, wenn man als Lehrerin / als Lehrer nicht immer präsent ist oder nur als Unterstützung dabei ist. So bleibt viel Zeit, die eigene Gruppe auch mal aus der Beobachterperspektive kennenzulernen und vielleicht auch den mehr spielerischen Umgang mit Schülerinnen und Schülern für sich wiederzuentdecken. Und mehr Zeit, zwischendrin auf Probleme einzelner einzugehen, bleibt einem auch.