10.10.2023
Berufsschullehrer Bouma Bazié aus Burkina Faso berichtete direkt und persönlich über Bildung, Gesundheit und Alltag in seinem westafrikanischen Heimatland
Bensheim. Direkter und authentischer geht es nicht: Vor einer 12. Klasse des Beruflichen Gymnasiums an der Karl Kübel Schule berichtete der Berufsschullehrer Bouma Bazié am Freitag aus seiner Heimat Burkina Faso.
Im Mittelpunkt des sehr plastischen Vortrags standen Themen wie Bildung, Gesundheit und Lebensalltag im ländlichen Raum des westafrikanischen Landes, das zu den ärmsten des Kontinents gehört. Ein besonderer Blick fiel auf das Departement Silly, das aus 33 Dörfern mit rund 34 000 Einwohnern besteht. Die Gemeinde ist mit der Stadt Viernheim verschwistert.
Über den Partnerschaftsverein Focus, der dort mit zahlreichen humanitären Projekten der Bevölkerung hilft, kam der Kontakt nach Bensheim zustande. Vorstandsmitglied Manfred Weidner war bis 2019 Lehrer am Beruflichen Schulzentrum.
Er hatte eine dreiwöchige Veranstaltungsreihe an elf Schulen der Rhein-Neckar-Region organisiert, die vor insgesamt 40 Klassen der Jahrgangsstufen 2 bis 13 – passend zur jeweiligen Altersstufe – einen lebendigen Einblick in die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse des Landes bot, das etwa so große wie die alte Bundesrepublik vor der Wiedervereinigung ist. „Wir möchten jungen Menschen zeigen, dass es Gesellschaftssysteme und Wertvorstellungen gibt, die von ihren eigenen abweichen“, so Weidner vor einem Englisch-Leistungskurs unter der Leitung von Susanne Kaiser.
Weidner hatte das Land vor 25 Jahren erstmals besucht und engagiert sich seit vielen Jahren im Verein um eine Teilhabe der Bevölkerung am politischen, wirtschaftlichen und sozialen Leben des Landes. Die Arbeit von Focus orientiert sich an den Entwicklungszielen der Vereinten Nationen und umfasst Projekte in der Schul- und Berufsbildung sowie im Gesundheitswesen und in Infrastruktur. Der Verein finanziert unter anderem den Bau von Schulen und Brunnen und hilft bei der Sicherung der medizinischen Grundversorgung.
Bouma Bazié ist ein wichtiger Partner vor Ort. Er ist Lehrer für Metalltechnik und Deutsch in Koudougou westlich der Hauptstadt Ougadougou und rund 130 Kilometer nördlich von Silly. In den 90er Jahren ließ er sich in Frankfurt zum Industriemechaniker ausbilden. Bazié spricht fließend Deutsch und Französisch (Landessprache in Burkina Faso) sowie die Regionalsprachen Moré und Nouni.
In seinen bildhaften und authentischen Vorträgen konfrontiert er junge Menschen mit dem Lebens- und Überlebenskampf der Bevölkerung in einem 20 Millionen Menschen zählenden Binnenstaat, der südlich des Nigerbogens liegt und an Mali, Niger, Benin, Togo, Ghana und die Elfenbeinküste grenzt. Der Fokus seiner Ausführungen liegt auf dem Alltag in den Dörfern südlich der Sahelzone.
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Vor den aufmerksamen Schülern der 12. Jahrgangsstufe ging es aber auch um die Bedrohung durch den Klimawandel, der die ohnehin schwierige Situation für die Landwirtschaft zusätzlich verschlimmert. In vielen Jahren falle die Ernte klein oder ganz aus, die Menschen hungern und werden immer häufiger mit extremen Wetterlagen (Dürre und Starkregen) konfrontiert.
Im Bereich der Sahelzone treffen seit knapp zehn Jahren mehrere Krisen aufeinander, die sich gegenseitig verschärfen, wodurch die Ernährungsunsicherheit im Land immer kritischer werde. Schwere Überschwemmungen zerstören Häuser, Ernten und Vieh. Gleichzeitig werden Lebensmittel immer teurer. Nach Angaben des World Food Programms (WFP) werden in Burkina Faso voraussichtlich 3,5 Millionen Menschen von Ernährungsunisicherheit betroffen sein. Nahezu 200 000 Kinder sind schwer unterernährt.
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