Exkursion zur Gedenkstätte Hadamar
Wenn im Unterricht über das NS-Regime gesprochen wird, denken die meisten zurecht an Millionen ermordeter Juden. Aber es gab noch weitere Oper der Mordmaschinerie der Nationalsozialisten.
Die Klasse 12 FO 6 und der Geschichte-Grundkurs besuchten am 20.09.2024 mit Frau Mehlinge-Großenbach und Frau Gremm die Tötungsanstalt Hadamar. Idyllisch in Mittelhessen gelegen und bewusst irreführend als „Landesheil- und Pflegeanstalt“ bezeichnet, wurden dort von 1941 bis 1945 etwa 15.000 Menschen ermordet.
Gleich nach ihrer Ankunft wurden die „Patienten“ im Keller vergast und verbrannt. Ihren Familien wurde in „Trostschreiben“ mit gefälschten Sterbedaten und Todesursachen das Ableben ihrer Angehörigen mitgeteilt. Als die Bischöfe von Münster und Limburg sowie der Theologe Bodelschwingh diese Morde öffentlich anprangerten, wurde die „Aktion T4“, so benannt nach der Adresse der Zentraldienststelle (Tiergartenstraße 4 in Berlin), offiziell eingestellt. Tatsächlich aber wurden weiterhin Menschen dort ermordet, jetzt nicht mehr durch Vergasung, sondern durch gezielten Hunger oder die Gabe von Medikamenten-Überdosen.
Es waren ganz unterschiedliche Menschen, die nach Hadamar verschleppt wurden. Einige von ihnen zeigten „asoziales“ Verhalten, wie es im Nazi-Jargon genannt wurde. Beispielsweise Mädchen, deren Lebenswandel der damaligen Moral nicht entsprach, oder Alkoholkranke. Eine weitere Gruppe waren Menschen mit psychischen Erkrankungen (z.B. Depressionen), im damaligen Amtsdeutsch „angeborener Schwachsinn“ genannt. Auch traumatisierte Menschen, beispielsweise Veteranen aus dem ersten Weltkrieg oder Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, fielen der Tötung zum Opfer, ebenso wie körperlich Versehrte und sogenannte „Mischlingskinder“.
Ein besonders tragisches Schicksal hatte die 18jährige Polin Wera Kobaljazka. Sie war Zwangsarbeiterin in Fulda und litt offenbar unter psychischen Problemen infolge der grausamen Arbeitsbedingungen. 1944 wurde sie nach Hadamar gebracht und 5 Tage später ermordet.
„Gerade heute müssten alle Schüler so einen Ort besuchen“, „Ich wusste nicht, dass so viele verschiedene Menschen ermordet wurden. Das ist so unfassbar“, „Man kann das gar nicht glauben, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat“, so lauteten verschiedene Rückmeldungen der Gäste aus Bensheim. Die Exkursion hat viele berührt und zum Nachdenken gebracht.