Autorenlesung mit Corinna Kulenkamp
Am 25.09.24 fand die Münchner Autorin Corinna Kulenkamp den Weg an die KKS Bensheim, um dort für die Leistungskurse Deutsch aus der Jahrgangsstufe 12 und 13 aus ihrem Roman „Aprikosenzeit, dunkel“ zu lesen und anschließend mit den Schülern eine Gesprächs- und Diskussionsrunde zu gestalten.
Frau Kulenkamp, selbst Halb-Armenierin, bot den Schülerinnen und Schülern anhand dreier von ihr ausgewählten Szenen Einblicke in das Leben ihrer Protagonistin Karine. Karine ist Halb-Armenierin und stellt sich im Roman ihren Wurzeln und bereist das Land ihrer Vorfahren und wird so auch immer mehr in die Geschichte Armeniens, Flucht, Vertreibung und Völkermord, und somit in die Geschichte ihrer Familie einbezogen.
Um eine Verbindung zur Geschichte Karines in der Vergangenheit aufzubauen, sprang die Autorin in ihrem Roman auf drei Zeitebenen: Der familiäre Rückblick und das Erleben von Flucht und Vertreibung in Armenien durch die Großmutter, das in der Vergangenheit liegende Studentenleben Karines mit ihrem deutschen Freund Frederick und das Leben Karines im Jetzt in Armenien. Diese Rückblenden ließen die Schüler erleben, was Flucht und Vertreibung bedeuten und Teil der Geschichte einer jeden Familie sein kann.
Zwischen den Szenen moderierte Janina Winkler im ersten Leseblock und Markus Emig im zweiten, um so für die Schüler Brücken zwischen Fragen, Deutschunterricht und dem Inhalt des Romans zu bauen.
Das Hintersichlassen der Kindheit, die Freuden und Leiden junger Liebe, die Suche nach einer beruflichen Bestimmung, die Suche nach der Identität und viele weitere Aspekte dieser Geschichte sind Dinge, mit denen sich jeder Leser und somit auch unsere Schülerinnen und Schüler identifizieren können und die Begebenheit, zwei Kulturen anzugehören, trifft ebenfalls auf die Lebenswelt vieler zu - viele wurden doch schon einmal gefragt, wo sie denn herkommen, nur weil die Hautfarbe nicht dem „Standard“ entspricht.
Anhand der Fragen der Schüler nach den jeweiligen Diskussionsrunden wurde schnell deutlich, dass der Funken übergesprungen war. „Wie lange dauert es eigentlich, bis man so einen Roman schreibt?“, „Was verdient man an einem Roman?“, aber auch Fragen wie „Haben Sie im Roman und in der Geschichte Karines ihre eigene Geschichte verarbeitet?“ und „Sind Sie selbst betroffen von dem Völkermord in Armenien?“ waren Fragen, die danach aufgearbeitet wurden. Kulenkamp betonte dabei mehrfach, dass das Thema zwar absolute Aktualität habe, was ihr beim Schreiben nicht bewusst gewesen sei, aber der Roman sonst keine autobiografischen Züge habe und rein fiktional sei.
Am Ende der Lesung merkte man deutlich, dass die Schülerinnen und Schüler - trotz der Tatsache, dass sie fast 45 Minuten mit Unterbrechungen zuhören durften - abgeholt wurden.
Wir blicken also auf interessante Stunden mit Corinna Kulenkamp zurück und erwarten mit Spannung ihren zweiten Roman.